Zufällige Begegnungen und verlorene Herzen

Nach der ersten kurzen Testrunde gab es für mich schon ein paar erste Erkenntnisse: Erstens, dass Swords & Wizardry für mich sehr leicht zu leiten ist, denn das war tatsächlich auch meine allererste Runde als SL mit diesem Regelwerk. Zweitens: Mein Abenteuer funktioniert soweit ganz gut, aber ich sollte erheblich kürzen, damit es übersichtlicher und am Tisch besser einsetzbar wird – weniger Seiten, weniger blättern! Über den dritten Punkt möchte ich mich hier ein bisschen ausführlicher auslassen kümmern, denn ich war haderte etwas mit meinen Zufallsbegegnungen.

Klassischerweise werden Zufallsbegegnungen nach einer bestimmten Zeit (in S&W z.B. alle paar Phasen) ausgewürfelt oder wenn die SC Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem sie etwa Lärm oder zu viel Licht erzeugen. Das passiert auf einer einfachen Tabelle, die in den alten Abenteuern meist nur die Monsternamen aufführt. Dann wird ihre Reaktion bestimmt, die feindselig, neutral oder auch freundlich sein kann.

In meiner Spielpraxis ist es nun aber so, dass ich als SL über diese Würfe gern selbst entscheide – auch, weil ich einfach zu faul bin, um etwa jede halbe Stunde auf eine Zufallsbegegnung würfeln zu lassen, die mir unter Umständen auch noch ganz ohne Not eine spannende Situation unterbricht. So old school bin ich dann doch nicht, liebe Lesenden!

Inspiriert von Chris McDowalls großartigen Spielen Into the Odd und Electric Bastionland habe ich nun all meine Tabellen neu geschrieben und seine Methode eher kurzer (6 Einträge), aber dafür möglichst stimmungsvoller Begegungstabellen ausprobiert. Nur: Wie füllt man diese Tabellen, wenn man sich denn nicht auf das zugegebenermaßen umfangreiche Monsterkapitel von S&W verlassen möchte und thematisch passende Sachen einbauen will?

Ich habe gestern ein Video von Chris selbst angeschaut, in dem er „3 Prep Tips“ (https://www.youtube.com/watch?v=CUSnedoQmQg) zur Vorbereitung von Abenteuern beschreibt und die erste Methode – nämlich die zu den Begegnungen – will ich gern einmal mit euch ausprobieren.

Zunächst einmal brauche ich vier Themen. Nehmen wir der Einfachheit halber einen relativ klassischen Dungeon, so wie er auch ganz ähnlich in meinem Abenteuer vorkommt und sammeln ein paar Themen, die zur gewünschten Stimmung passen.

Themen zur ‚Blutfestung der verlorenen Herzen‘

1. Blutsauger
2. Geheimnis
3. Leidenschaft
4. Ghule

Na gut, das ist wirklich etwas lahm – das können wir alle besser (nun, ihr auf jeden Fall)! Aber machen wir einfach weiter: Wir kombinieren das nun zu sechs Konzepten für die Begegnungen:

Konzepte

1. Blutsauger + Geheimnis
2. Blutsauger + Leidenschaft
3. Blutsauger + Ghule
4. Leidenschaft + Geheimnis
5. Ghule + Leidenschaft
6. Ghule + Geheimnis

Und jetzt beginnt der spaßige Teil: Wir denken uns konkrete Begegnungen aus, die zu den Themenpaaren passen.

Begegnungen der ‚Blutfestung der verlorenen Herzen‘

1. Ein blässlich aussehender junger Mann (Der Blutgraf hat ihn nicht ganz ausgesaugt, warum?)
2. Zwei offensichtlich einander zugetane Vampire gehen Hand in Hand an euch vorbei und knutschen dann sogar! Sie sind komplett abgelenkt.
3. 1W3 Ghule tragen vorsichtig je ein großes Glas mit einer verdächtig roten Flüssigkeit darin
4. Eine Riesenfledermaus mit einem Brief in den Krallen (ein Liebesbrief des Blutgrafen… an jemand Sterbliches! Skandal!)
5. 1W4 Ghule, die sich darum streiten, wer dem Grafen der Liebste ist.
6. Eine junge Frau mit der blassen Haut und den dunklen Augenringen der Ghule mustert euch. (Geheimnis: Sie ist gar kein Ghul, aber sie hat sich ihrem Aussehen und Geruch angepasst (igitt! wie kann sie nur?), um entkommen zu können)

Das ist sicher keine Methode für alle von uns, mir macht sie jedoch Spaß! Es ist so ganz leicht, die Stimmung und Thematik unseres Szenarios einzuhalten. Nun muss nur noch jemand von euch Die Blutfestung der verlorenen Herzen aufschreiben… ich bin gerade etwas zu beschäftigt, tut mir leid. Ihr müsst das übernehmen!

(Außerdem war ich mal wieder viel zu wortreich. Verdammt. Es ist ein Fluch!)