Quo vadis, deutsches RuneQuest?

Auf der EulenCon 2024 hat der Uhrwerk Verlag bekannt gegeben, dass sie die deutsche Übersetzung von Chaosiums RuneQuest - Roleplaying in Glorantha nicht weiterführen werden. Nachdem das Bestiarium Gloranthas als einzige Publikation nach dem Crowdfunding 2022 lediglich als PDF erschien, war Funkstille und für den Großteil der deutschsprachigen Community war die Einstellung keine Überraschung mehr. Dennoch traf mich die Nachricht, handelt es sich doch um eines meiner Lieblingsrollenspiele in meiner Lieblingsspielwelt, das in dieser Form sehr wahrscheinlich auf viele Jahre keine Chance mehr bekommen wird, sich hierzulande zu etablieren.

Ich bin enttäuscht, ja, aber ich bin nicht unbedingt traurig.

An dieser Stelle habe ich keine Lust, über Gründe zu mutmaßen oder mich mich zu beklagen, dass die Reihe bei Uhrwerk leider nur sehr, sehr halbherzig betreut wurde/betreut werden konnte, dass die Kommunikation zwischen den Verlagen wohl nicht gut lief usw usw. Da bin ich, wie man so schon zu sagen pflegt, „nicht drin“ und dafür ist mir auch meine Zeit zu kostbar. Rollenspiele herausbringen ist eine absurd komplexe Sache und sie dann auch noch in einer sehr kleinen und sehr schwierigen Nische wie „komplexe und Nicht-tolkieneske Fantasy ohne große Multimedia Franchise“ zu etablieren ist noch schwieriger. Allein schon für den Versuch gebührt Uhrwerk Respekt.

Ehrlich gesagt bin ich eher erleichtert, dass die jahrelange Unklarheit ein Ende hat. Ich kann mich ohne Reue auf die qualitativ einfach grossartige US-Reihe konzentrieren und warte mit meiner geplanten Kampagne nicht weiter auf deutsches Material. Es gibt Potential für RuneQuest, solange es nicht allein in einer inzwischen dezent überalterten Community aus Altfans stattfindet, die das Spiel seit den frühen 80er Jahren lieben (ich schreibe dies an meinem 50. Geburtstag und ich senke den Alterschnitt eher). Chaosium hat es zu einem gewissen Grad geschafft, neue Leute zu erreichen, vor allem durch unermüdliche Präsenz der Redaktion in allen denkbaren Onlinecommunities, vor allem auf Facebook, dazu gibt es ein wirklich hervorragende Starterset, ein Online-Soloabenteuer, ein Regel-Wiki und so weiter: Mit guten Recht kann man wohl sagen, dass das der Einstieg in die Originalversion bei weitem niedrigschwelliger ist als in die Übersetzung. Solange man des Englischen mächtig ist, versteht sich.

Ich warte noch auf die vielversprechende offizielle FoundryVTT Version des Regelwerks, dann geht es los. Es scheint tatsächlich ein Interesse an „anderer“ Fantasy zu geben, an Geschichten vor einem tiefen Hintergrund voller Mythen. RuneQuest wartet in seiner kleinen Nische auf euch.

9 Gedanken zu „Quo vadis, deutsches RuneQuest?“

  1. @Moonmoth Der zweite Grund warum ich mir praktisch keine deutschen Übersetzungen kaufe, in den letzten Jahrzehnten. Die deutschen Verlage haben einfach eine große Tendenz einzugehen bzw. ganze Linien einzustellen. Von anno dazumals Laurin, über Pegasus, WdS und halt auch Uhrwerk.

    Scheint die jungen Leute auch weniger zu stören, wer “terminally online” ist, hat auch ein Rollenspiel-akzeptables Denglisch drauf. Und die alten Säcke spielen eh immer das Gleiche 😉

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